In den letzten Jahren in breiter Öffentlichkeit sehr heftig diskutiert wurden Fragen pro und contra der Sinnhaftigkeit von Softwarepatenten. Auch hier auf dem Law-Blog wurde die Frage immer wieder aufgeworfen und durchaus nicht immer einheitlich beantwortet.
Selbst als gemäßigter Befürworter von Logikpatenten wird man durchaus eingestehen müssen, dass mit solchen Schutzrechten Schindluder getrieben werden kann. Das ist besonders dann der Fall, wenn oft weniger seriösen Firmen Logikpatente unter Missachtung der sonst im Patentrecht geltenden Grundsätze von Neuheit und Schöpfungshöhe zugesprochen werden. Darin nämlich liegt jedenfalls meines Erachtens das eigentliche Problem, nicht in der Patentierbarkeit von Software als solcher.
In der Hand von so genannten Patent-Trollen können solche Trivial-Softwarepatente zu einer Waffe werden, um praktisch ohne eigene Leistung vom Schaffen anderer zu profitieren, indem letztlich sinnlose und unnütze Lizenzgebühren verlangt oder im Fall von gerichtlichen Prozessen Vergleichsgebühren kassiert werden.
Natürlich kann man einen Patentstreit auch ernsthaft und mit wirtschaftlichem Hintergrund führen, wie das oft bei Konflikten zwischen „den Großen“ der Fall ist. In aller Regel werden solche Verfahren interessanterweise nicht bis zum bitteren Ende geführt. Vielmehr wird meist relativ schnell ein Vergleich im Wege einer Überkreuz-Lizenzierung gefunden. Vulgo: Patentlizenzen werden getauscht, damit Frieden herrscht.
Dieses System funktioniert erstaunlich gut, klappt aber selbstverständlich nur, wenn der Beklagte hier etwas anzubieten hat. Gerade das ist bei Open-Source-Projekten in aller Regel aber nicht der Fall – die stecken ihre Ressourcen lieber in die Entwicklung von Software als die Anmeldung von Patenten, die im Übrigen natürlich auch der Open-Source-Philosophie widersprechen. Zusätzlich fehlt es hier in aller Regel auch am finanziellen Polster zum Durchstehen eines ausgewachsenen Patent-Verletzungsprozesses.
Eine der Hauptsorgen der Verfechter solcher Open-Source-Projekte ist daher, durch Softwarepatente behindert oder gar zur Aufgabe gezwungen zu werden.
Dem wollen nach einem Bericht auf heise.de IBM, Novell, Philips, Sony und Red Hat zumindest im Fall von Linux abhelfen. Gemeinsam hat man das Open Invitation Network ins Leben gerufen. Ziel dieser Einrichtung ist es, Linux bedrohende Patente aufzukaufen oder Inhaber solcher Patente mit Überkreuz-Lizenzierungen vorhandener Patente gleichsam zum Stillhalten zu überreden. Allein Novell hat als Morgengabe bereits einen Grundstock von Patenten eingebracht, die einst von Commerce One erworben wurden. Alle in der Hand des Networks befindlichen Patente sollen im Rahmen der weiteren Entwicklung von Linux oder von Applikationen für dieses System frei benutzt werden können.
Letzlich etabliert das System aber auch eine Form von Abschreckung: Open-Source-Projekte sind, was Patente betrifft, arm, also angreifbar. Nun drapiert man um sie herum einen ganzen Wall aus (oft selbst trivialen) Patenten aus seeligen New-Economy-Zeiten. Man macht damit klar: wir können uns wehren.
Das Modell ist – soweit man das mit den vorhandenen Informationen sagen kann – in seiner Konstruktion sicher sinnvoll. Ähnliche, wenn auch nicht so weit gehende Bestrebungen hatte es in der Vergangenheit ja bereits gegeben. Wirklich nützlich werden die Aktionen wohl dann, wenn sie gebündelt werden und im Krisenfall allen Open Source Projekten offen stehen – und nicht nur den Hätschelkindern der großen Player.
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