Selbstanzeige und Nachversteuerung

BEITRAG TEILEN
LinkedInXINGXFacebookEmailPrint

Dieses The­ma hat mit den son­st hier oft behan­del­ten The­men des Geisti­gen Eigen­tums und des Daten­schutzes nur insoweit zu tun, als es sich in die Öffentlichkeit drängte, als ein Mitar­beit­er ein­er Liecht­en­stein­er Bank eine CD mit Kun­den­dat­en an den deutschen Fiskus verkaufte. Wie man heute weiß, war zumin­d­est der Ankauf der Dat­en und die Ver­wen­dung in Steuer­strafver­fahren rechtlich zuläs­sig – jeden­falls hat das Bun­desver­fas­sungs­gericht am 9.11.2010 (2 BvR 2101/09) entsch­ieden, dass der für eine Woh­nungs­durch­suchung notwendi­ge Anfangsver­dacht auch auf Infor­ma­tio­nen gestützt wer­den kann, die (unter Umstän­den) rechts­fehler­haft gewon­nen wur­den, näm­lich durch den Ankauf ein­er ille­gal erstell­ten Dat­en-CD mit Bank­dat­en poten­zieller Steuer­hin­terzieher von einem pri­vat­en Infor­man­ten.

Alle damit zusam­men­hän­gen­den Fra­gen bewegten nicht nur die Gemüter aller Steuerzahler – oder auch Nichtzahler -, son­dern beschäfti­gen bis heute nicht nur die deutsche Poli­tik, son­dern auch die Poli­tik­er in der Schweiz, in Licht­en­stein und ander­norts.

Die Schweiz, bish­eriger Garant eines Bankge­heimniss­es, das seinen Namen mehr als ver­di­ent, schwenkt jet­zt um. Es wird eine „Weißgeld­strate­gie“ aus­gerufen. Der schweiz­erische Bun­desrat ver­fol­gt das Ziel, den Zufluss unver­s­teuert­er Ver­mö­gen in die Schweiz einzudäm­men (vgl. auch Basler Zeitung vom 22.02.2012). Zudem find­en bilat­erale Ver­hand­lun­gen über inter­na­tionale Amt­shil­fe in Steuer­sachen statt.

In Deutsch­land wird disku­tiert, ob die „gute alte Selb­stanzeige“ als Instru­ment aufrecht erhal­ten bleiben kann und soll. Der Deutsche Bun­destag hat die Anforderun­gen an eine wirk­same Selb­stanzeige bere­its ver­schärft. Auch wur­den die strafrechtlichen Ver­jährungsvorschriften in bes­timmten Fällen von fünf auf zehn Jahre erweit­ert. Der Bun­des­gericht­shof hat in ein­er Grund­satzentschei­dung die Strafzumes­sung für Steuer­straftat­en spür­bar ver­schärft. Kurzum: die Gan­gart wird härter.

Die gute Nachricht: Inhab­er unver­s­teuert­er Ver­mö­gen­san­la­gen im Aus­land kön­nen die Möglichkeit der
steuer­lichen Nacherk­lärung (Selb­stanzeige) weit­er­hin in Anspruch nehmen und somit den “Weg in die Straf­frei­heit” beschre­it­en. Dabei sind aber eine Fülle von Einzel­heit­en und auch tak­tis­chen Über­legun­gen zu beacht­en. Was wir als Anwälte in der täglichen Prax­is erleben, wäre guter Stoff für den ein oder anderen Roman. Die diskreten Banker der Schweiz bieten St(e)ilvorlagen par excel­lence. Einen Anfänger­fehler im wörtlichen Sinn sollte der Steuerzahler tun­lichst ver­mei­den: selb­st zur aus­ländis­chen Bank gehen und dort Unter­la­gen in Emp­fang nehmen, die der Selb­stanzeige dienen. Denn wird der Streuerpflichtige dann an der Gren­ze kon­trol­liert und die UNter­la­gen wer­den gefun­den, ist es aus und vor­bei mit der Selb­stanzeige — der gute Wille allein genügt nicht. Einem Anwalt, aus­ges­tat­tet mit ein­er Strafvertei­di­ger­voll­macht, schaut der Zoll dage­gen nicht in den Aktenkof­fer. Das darf er näm­lich nicht.

BEITRAG TEILEN
LinkedInXINGXFacebookEmailPrint

Über den autor

Aktuelles

Weitere Beiträge des Autors

BGH zu Offenbarungspflichten von Anwälten

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat zur Frage der Verpflichtung des Rechtsanwalts, auf Mandatsbeziehungen zum Gegner der von ihm vertretenen Partei hinzuweisen, ein Grundsatzurteil erlassen (Urteil v. 08.11.2007 - Az. IX ZR 5/06). Danach gilt (wie bisher), dass die Wahrnehmung anwaltlicher Aufgaben den unabhängigen, verschwiegenen und nur den Interessen des eigenen Mandanten verpflichteten Rechtsanwalt voraussetzt. Der BGH hat entschieden, dass Umstände, die...

Beweislast für den Zugang einer Abmahnung

Über den Zugang einer Abmahnung wird häufig im Rahmen des § 93 ZPO gestritten. Die Vorschrift regelt: Hat der Beklagte nicht durch sein Verhalten zur Erhebung der Klage Veranlassung gegeben, so fallen dem Kläger die Prozesskosten zur Last, wenn der Beklagte den Anspruch sofort anerkennt. Das Problem tritt häufig auf, wenn ein Unterlassungsanspruch im Eilverfahren durchsetzen werden soll. In der...