Google mag nicht googeln

Markenrecht | 16. August 2006
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Goo­geln Sie ab und an? Und wenn ja: mit wel­cher Such­ma­schi­ne? Ich per­sön­lich benut­ze dazu ab und an auch Yahoo. Das ging bis­her, rein sprach­lich gese­hen. Denn so stand es etwa im Duden: „goo­geln“ kann ganz all­ge­mein hei­ßen, etwas im Inter­net zu suchen. Aber damit ist es wohl vor­bei. Denn wie die FTD berich­tet beugt sich der Duden (und vie­le ande­re wohl auch) der Auf­for­de­rung von Goog­le, die Bedeu­tung des Wor­tes doch in Zukunft tun­lichst ein wenig enger zu fas­sen.

Hin­ter­grund ist offen­bar, dass Goog­le die Ver­wäs­se­rung sei­ner Mar­ke fürch­tet. Wenn der Begriff „goo­geln“ beschrei­bend ver­wen­det wird. Dann kann man ihn nicht (mehr) mono­po­li­sie­ren, genau so, wie man „Apfel“ nicht als Mar­ke für Obst ein­tra­gen las­sen kann. Irgend­wann ist dann viel­leicht sogar das Wort „Goog­le“ selbst beschrei­bend für eine Such­ma­schi­ne und jeder, der eine betrie­be, könn­te sich so nen­nen. Eine Reak­ti­on der Such­ma­schi­ne hät­te man also durch­aus erwar­ten kön­nen, ob sie ange­sichts der sich schlicht und ergrei­fend den­noch wei­ter ent­wi­ckeln­den Spra­che Erfolg hat, wird sich zei­gen.

Recht­lich ist das Vor­ge­hen übri­gens durch­aus sinn­voll, stra­te­gisch viel­leicht nicht unbe­dingt. Die Zeit etwa schreibt:

Hat es Tem­po gescha­det, dass Men­schen den Begriff ver­wen­den, wäh­rend sie ihre Nasen mit Nona­me-Taschen­tü­chern schneu­zen? Ist es schlecht fürs Geschäft, dass die Kun­den Tesa-Film im Kopf haben, wenn sie eigent­lich nach Kle­be­strei­fen suchen? (…) Wer es in acht Jah­ren geschafft hat, sei­nen Fir­men­na­men zum fest­ste­hen­den Begriff eines jeden All­tags zu machen, soll­te auf die­se Zemen­tie­rung der eige­nen Bekannt­heit stolz sein und sie nicht unter­gra­ben.

Mei­ne pri­va­te Theo­rie dazu ist: die Unter­neh­men kön­nen gar nicht anders. Die Bilanz­tech­nik zwingt sie dazu. Stel­len Sie sich doch kurz vor, Coca Cola — um ein Bei­spiel zu nen­nen — müss­te den Wert Ihrer Mar­ke “Coke” bilan­zi­ell berich­ti­gen, weil die, lei­der!, gar nicht mehr schutz­fä­hig, son­dern zum beschrei­ben­den Wort all­ge­mein für “Cola” gewor­den ist. Eine Schock­wel­le wäre ver­mut­lich die Fol­ge. Dann soll­te man bes­ser kei­ne Akti­en mehr hal­ten. Goog­le — einer bör­sen­no­tier­ten Gesell­schaft — dürf­te es kaum anders gehen.

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