An der Schnittstelle zwischen IT und Urheberrecht haben sich schon seit vielen Jahren verschiedene Lizenztypen herausgebildet, die allesamt einen mehr oder minder offenen Umgang mit Source-Code fördern wollen. Neben etablierten Klassikern wie der GPL stehen Newcomer wie die CC-Lizenzen, Ableitungen etablierter Lizenztypen, etwa die Lesser GPL und natürlich gibt es auch unzählige Spezial- und Eigenschöpfungen: die Kleinstaaterei macht auch vor der IT nicht halt.
Ein solches Lizenzprogramm betreibt schon seit mehreren Jahren auch Microsoft unter dem Namen Shared Source. Wie auch viele andere Unternehmen und praktisch alle Open-Source-Projekte übertrieb dabei auch Microsoft die Differenzierung der verschiedenen Lizenztypen: bei über zehn verschiedenen Shared-Source Varianten verloren sowohl Kontributoren wie auch Nutzer jeglichen Überblick. Grund genug, das Programm gründlich zu entrümpeln und zu vereinheitlichen.
Herausgekommen sind letztlich drei sehr kurze, einfache und – wie ich meine – durchaus sinnvolle Lizenztypen. Der Text der Lizenzen ist so übersichtlich und handlich, dass ich auch denjenigen, welchen juristische Texte üblicherweise nicht geläufig sind, einen Blick in den „Lizenz-Sourcecode“ empfehlen kann.
Die gewissermaßen „kleinste“ Shared-Source-Lizenz ist die Microsoft Reference License. Hier wird lediglich erlaubt, den Source Code für interne Zwecke zu vervielfältigen und einzusehen. Das klingt nach nicht viel, ist in der Sache aber eine ganze Menge: immerhin können die Lizenznehmer so die Funktionsweise des auf diese Weise verfügbaren Codes verstehen, es wird also Transparenz hergestellt. Vor allem aber können eigene Programme ohne großen Aufwand interoperabel gestaltet werden. Und dies ohne den Rückgriff auf die – in Einzelnen ja doch wieder riskanten – erlaubten Möglichkeiten der Dekompilierung nach § 69e UrhG.
Etwas weiter geht die Microsoft Community License. Der hierunter lizenzierte Code darf weiterverbreitet und bearbeitet werden. Dabei funktioniert die Lizenz aber reziprok oder viral, verlangt also, dass Bearbeitungen wieder unter dieselbe Lizenz gestellt werden. Ziel dabei ist es explizit, einen der GNU-Lizenz vergleichbaren Lizenztyp zu schaffen, der die Zusammenarbeit größerer, nur lose organisierter Entwickler-Communities ermöglicht.
Am Weitesten geht die Microsoft Permissive License. Hier darf der Nutzer mit dem unter diesem Lizenztyp verfügbaren Code praktisch alles anstellen. Er darf den Code ansehen, ändern, verbreiten und auch verkaufen. Virale oder reziproke Elemente enthält die Lizenz nicht.
Lizenztypen sind natürlich nur eine Möglichkeit, bestimmte Inhalte zu bestimmten Bedingungen zu verbreiten. Ob und inwieweit diese Möglichkeiten auch genutzt werden, muss sich erst noch zeigen. Mit anderen Worten: die Vereinfachung und Vereinheitlichung der Lizenztypen ist zweifellos absolut sinnvoll. Wirklich nützlich werden diese neuen Werkzeuge aber erst dann, wenn Microsoft und Dritte auch tatsächlich eifrig (und zwar deutlich eifriger als bisher) Inhalte und diesen neuen Typen veröffentlichen. Das bleibt anzuwarten.
Amazon muss nicht für seine Affiliate-Partner haften, entschied der Bundesgerichtshof. Rechtlich ist das Urteil kaum zu beanstanden, aber trotzdem hinterlässt es einen bitteren Nachgeschmack. Eine Einschätzung von Arne Trautmann. (mehr …)
Haben Sie schon jemals darüber nachgedacht, was sich hinter dem Begriff „dezentralisierte autonome Organisation“ (DAO) verbirgt und welchen Einfluss die DAO im Alltag hat? Arne Trautmann berichtet aus der Fachwelt. (mehr …)