Softwarepatente — Nachschlag

Patentrecht | 22. April 2004
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Mit Herrn Prof. Dr. Lenz dis­ku­tie­re ich im Moment das The­ma Soft­ware­pa­ten­te. Der letz­te Bei­trag fin­det sich hier mit der Essenz, das, woll­te man dem Vor­schlag des Bei­trags von Weyand und Haa­se in der GRUR 2004 S. 198 ff. fol­gen – die im Rah­men der Offen­le­gung von Paten­ten die Offen­le­gung auch des Quell­codes von com­pu­ter­im­ple­men­tier­ten Erfin­dun­gen for­dern – vie­le der Argu­men­te der Geg­ner von Soft­ware­pa­ten­ten zumin­dest schwä­cher wür­den. Der Vor­schlag die­ser Art der Offen­le­gung erscheint in der Tat ver­lo­ckend, ganz sehe ich die vie­len ver­spro­che­nen Seg­nun­gen die­ser Vor­ge­hens­wei­se aber noch nicht. Ganz sicher wäre die Offen­le­gung des Quell­codes im Rah­men der Paten­tie­rung von Com­pu­ter­pro­gram­men sinn­voll. Ob er aber wirk­lich not­wen­dig ist, um die tat­säch­lich oder ver­meint­li­chen Defi­zi­te von Soft­ware­pa­ten­ten zu besei­ti­gen, scheint mir zwei­fel­haft, auch nach der Lek­tü­re des Bei­trags von Weyand und Haa­se in der GRUR 2004 S. 198 ff.

Mit der Offen­le­gung des Quell­codes mag man tat­säch­lich über­prü­fen kön­nen, ob die Soft­ware gut oder schlecht, sicher oder unsi­cher pro­gram­miert wur­de. Aber das Patent schützt ja nicht den Code als sol­chen – das tut das Urhe­ber­recht – son­dern die codier­te (com­pu­ter­im­ple­men­tier­te) Erfin­dung. Und ob für die Fra­ge der Patent­wür­dig­keit der Erfin­dung der Code und die Fra­ge, ob die Erfin­dung nun nach den Maß­stä­ben der Infor­ma­tik gut oder schlecht kon­kret umge­setzt wur­de, wirk­lich hilf­reich ist, wage ich zu bezwei­feln; er ist ja nur eine der mög­li­chen Aus­prä­gun­gen oder Dar­stel­lun­gen der Erfin­dung. Die Fra­ge, ob eine Erfin­dung neu ist oder nicht, ob sie tri­vi­al ist oder nicht, lässt sich nicht gut anhand des Codes beant­wor­ten; hier hilft gera­de nicht die kon­kre­te Umset­zung der Erfin­dung, son­dern des­sen gene­rell Beschrei­bung, die Pro­blem­lö­sung als sol­che.

Im Übri­gen nutzt die Ver­öf­fent­li­chung des Codes gera­de hin­sicht­lich des Zwecks der Offen­le­gung von Erfin­dun­gen – des Wis­sens­trans­fers – wenig: der Code als sol­cher bleibt ja auch nach Ablauf der Schutz­dau­er des Patents durch das Urhe­ber­recht geschützt; denn wo das Patent nur ein zwan­zig­jäh­ri­ges Mono­pol gewährt, da währt das Urhe­ber­recht noch sieb­zig Jah­re nach dem Tod des Urhe­bers.

Um hier nicht miss­ver­stan­den zu wer­den: de lege feren­da mei­ne ich durch­aus, dass die Offen­le­gung des Quell­codes ein guter „Tausch“ gegen das Mono­pol ist, das durch ein Patent gewährt wird. Gera­de das Argu­ment der „Waf­fen­gleich­heit“ von Patent­be­sit­zern und der Patent­ver­let­zung Bezich­tig­ten fin­de ich ein­leuch­tend. Aller­dings dürf­te die Offen­le­gung durch Ver­öf­fent­li­chung des Quell­codes gera­de dort, wo doch Soft­ware­pa­ten­te am hef­tigs­ten kri­ti­siert wer­den, wenig brin­gen. Hier hilft es m.E. nur, die Anfor­de­run­gen an die Patent­wür­dig­keit einer Erfin­dung wie­der ganz genau zu neh­men.

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